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Anti-Globalisierung - Kampf aus Sicht eines Gefangenen

Anti-Globalisierung – Kampf aus Sicht eines Gefangenen

Da ich ein (30-jaehriger anarch. Red-Skin) zur Zeit in Deutschland in Isolationshaft sitze, bekomme ich die Aktivitaeten rund um die
Anti-Globalisierungskaempfe nur sehr stark gefiltert mit, da ich natuerlich weder Internetzugang habe, noch das Recht auf Informationsfreiheit voll geniessen kann (meine ein- und ausgehende post ist einer scharfen
Zensur durch juristen der Knastleitung ausgesetzt).
Dennoch moechte ich mich an dieser Stelle einmal versuchen, zu Wort zu melden.
Ueberschattet wird dieser- berechtigte - Kampf von der Ermordung Carlo Gulianis. Am 20.07.01 ist er durch gezielte Schuesse der italienischen Carabinierie getoetet worden, weil er es wagte im Rahmen des G8-Gipfels von seinem Demonstrationsrecht Gebrauch zu machen. In den Haenden hielt er einen Feuerloescher, weshalb nun der von Neofaschisten regierte italienische Staat hieraus eine "Notwehr-Situation" konstruierte, um die
Execution Gulianis zu rechtfertigen.

Der Kampf gegen den Turbokapitalismus wurde ueber viele Jahre im Stillen gefuehrt und war im Ergebnis erfolglos. Hie und da wurde Staaten welche unter der Schuldenlast nahezu erdrueckt wurden, ein Teil der Schulden erlassen und die Glaeubiger klopften sich dabei laut auf die Schultern, angesichts ihrer eigenen "Grossherzigkeit".

Ihren angeblichen finanziellen Verlust holten die Glaeubiger jedoch
fuenfach, zehnfach, hunderfach wieder herein. Einen Aspekt der
entsprechenden Strategie kann mensch zur Zeit in Russland beobachten.
Die deutsche Regierung versucht als Speerspitze fuer die USA, angeblich Schulden zu streichen, verlangt jedoch erpresserisch im Gegenzug, Anteile an Fabriken, Stromkonzernen und am Bodenbesitz der ehemaligen Sowjetunion.

Dem Teil der GlobalisierungsgegnerInnen, der nicht gewillt ist, sich mit nutzlosen und hilflosen Strategien der Globalisierung entgegenzustemmen, wird vorgeworfen "kriminell" zu sein, es macht das Wort vom "Polit-Hooligan" die Runde.
Einige Menschen behaupten gar, diese GenerInnen seinen reaktionaer, eben weil sie Gewalt anwenden.
Selbstverstaendlich beten die Massenmedien diese Unterstellungen dem Lesepublikum tagtaeglich vor und die diversen Regierungsvertreter der G8-laender verkuenden mit ernster Miene, man werde "mit aller Haerte gegen diese Menschen vorgehen.

Was "mit aller Haerte" bedeutet, haben wir in Italien nun gesehen und unschwer kann die Ermordung Gulianis als Warnung an alle
GlobalisierungsgenerInnen verstanden werden!

Von wem geht eigentlich urspruenglich die Gewalt aus, muss gefragt werden?

Ein Regierungschef, der auf Paramilitaers, SoldatInnen, die allesamt auf das Toeten hin gedrillt sind, setzt, der braucht selbst in der Regel keine aktive Gewalt einzusetzen, da als Drohmittel, als psychologische Gewalt schon der Hinweis auf diese Sicherheitskraefte genuegt.

Die Regierungschefs, in enger Koordination mit den
Wirtschaftsunternehmen ueben massivste strukturelle Gewalt aus! Wo ist der qualitative Unterschied, ob ein(e) DemonstrantIn in Genua eine Scheibe einwirft, oder aber ein Pharmakonzern Menschen in Afrika verrecken laesst, weil der Konzernspitze die Gewinne wichtiger sind als Menschenleben?!

Diesen Umstand unterdruecken die Regierungen gerne, sie versuchen die
- unterdrueckte - Bevoelkerung und die aktiven
GlobalisierungsgegnerInnen zu spalten, indem sie diese als
Schwerverbrecher hinstellen.

Dass es sich hier aber nur um Notwehr gegenueber Regierung &
Witrschaft handelt, wird nicht gesagt! Vielmehr wird bei der Bevoelkerung Angst erzeugt und eine Entsolidarisierung forciert.

Aus meiner Sicht gehen auch viele sogenannte "friedliche"
GlobalisierungsgegnerInnen in diese Falle, indem sie sich lautstark von ihren kaempfenden MitstreiterInnen distanzieren.

In den Zeitungen sehen wir zertruemmerte Fensterscheiben, brennende Autos, ob nun aus Seattle, Nizza, Goeteborg oder Genua. Wir sehen vermummte MitstreiterInnen. So wird die Gewalthysterie seitens der Regierungen und Massenmedien gesteigert!
Wann sehen wir den/die MangerIn im feinen, teuren Anzug, der/die per Unterschrift 20 000 Menschen in Suedamerika arbeitslos macht, der/die per Unterschrift 50 000 Menschen in Zentralafrika in den Tod schickt, weil Medikamente nur ueberteuert und damit unbezahlbar verkauft werden?

Keep the fire burning!
Thomas Meyer-Falk, c/o JVA-Z.3117, Schoenbornstrasse 32, D- 76646 Bruchsal




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last modified 21.11.2017 | webmaster